Zu dick, zu dünn oder gerade richtig?

Essstörungen...Was ist das?

Jeder Mensch hat sein ganz individuelles Normalgewicht und individuelle Proportionen. Die Frage bin ich „normal“ lässt sich somit nicht alleine mit dem Metermaß und der Waage klären. Ob ihr eigenes Gewicht richtig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, und vor allem von Ihnen selbst.

Als Orientierungshilfe, zur Einschätzung des eigenen Gewichts dient uns unter anderem der sogenannte Body Maß Index (BMI). Er errechnet sich aus Körpergewicht geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat (kg:m2).

Unter 17,5: ausgeprägtes Untergewicht

Unter 18,5: Untergewicht

Zwischen 18,5und 25: Normalgewicht

Zischen 25 und 30: Übergewicht

Zwischen 30 und 35: Adipositas 1. Grades

Zwischen 35 und 40: Adipostitas 2. Grades

Über 40: extreme Adipositas 3. Grades.

Des weiteren gibt es weitere Methoden zur Einordnung der Körpermasse z.B. die Bestimmung der Körperfettmasse durch die Bioelektrische Impedanz-Analyse (BIA), oder die Messung der Fettverteilung, auch Taille-Hüft-Quotient genannt. Hierbei wird das Verhältnis vom Taillenumfang zum Hüftumfang berechnet. Es ist gut, wenn der Quotient bei Frauen bis zu 0,8, bei Männern bis 1 liegt.

Wer mit Lust isst, wenn er hungrig ist und aufhört, wenn er satt ist, wird sich weder ständig überessen noch unterversorgen. Wer nicht ständig an das Essen denkt, sich in seiner Haut wohl fühlt, genießen kann und zufrieden ist, wird weniger gefährdet sein, eine Essstörung zu entwickeln.

Die Entstehungsgründe für Essstörungen sind sehr vielfältig und individuell unterschiedlich.

Einigen Faktoren sind z.B. geringes Selbstwertgefühl, Spannungen in der Familie oder im Freundeskreis, Trennungserlebnisse, der Druck unter Gleichaltrigen oder das Erreichen eines durch die Werbung vermittelten Schönheitsideals.

Essstörungen äußern sich durch ein gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper. Wir unterscheiden unterschiedliche Formen der Essstörungen, wobei Mischformen häufig und die Übergänge fließend sind:

Latente Essstörung

Fettleibigkeit (Adipositas)

Bulimie

Magersucht (Anorexia nervosa).

 

Latente (versteckte) Essstörung

Oder ich will so bleiben wie ich bin.

Latente Essstörungen sind charakterisiert durch starke Gewichtsschwankungen (z.B. Kleidergröße 38 bis 44 bei Frauen) , bedingt durch den Wechsel zwischen übermäßigem Essen und Diät halten. Einsatz von Appetitzüglern, Abführmitteln, Verwendung von Lightprodukten, sowie das Kalorienzählen sind typisch für diese „versteckte“ Essstörung. Das Vertrauen in die eigenen Bedürfnisse und Körpersignale geht verloren, sodass ein entspannter Genuss einer Malzeit nicht mehr möglich ist.

Gefährlich ist diese unterschwellige Essstörung, da sie den Einstieg in andere Essstörungen z.B. Bulimie oder Magersucht begünstigt.

Was kann ich tun ?

Mir eingestehen, dass mir „Essen“ Proleme bereitet

Lernen, Körpersignale richtig zu deuten – Hunger,

Sättigungsgefühl,Durst, Müdigkeit etc.

Regelmäßige Malzeiten, die langsam und genussvoll eingenommen werden

Regelmäßige Möglichkeiten zur Bewegung nutzen

Abführmittel und Appetitzügler meiden

Annorexia nervosa (Magersucht)

Dünn, dünner am dünnsten.

Bereits jede dritte Jugendliche/ Frau zwischen 12 und 20 Jahren leidet an Frühformen einer Essstörung, bei 14 % dieser Gruppe besteht ein sehr hohes Risiko für die Entwicklung einer Magersucht.

Magersüchtige sind von ihrem äußeren Erscheinungsbild auffallend dünn. Ein selbstherbeigeführter Gewichtsverlust von ca. 20% in kurzer Zeit (ca. 3 bis 4 Monate) z.B. 12 kg bei einem Ausgangsgewicht von 60 kg und einer Größe von 170 cm, können auf diese Essstörung hindeuten.

Charakteristisch sind eine streng kontrollierte und stark eingeschränkte Nahrungsaufnahme, übertriebene körperliche Aktivitäten, ständiges übertriebenes gedankliches Auseinandersetzen mit der Essensaufnahme und dem Körperbild, Körperschemastörungen (der eigenen Körper wird trotz extremen Untergewichts als zu dick empfunden) und eine fehlende Krankheitseinsicht.

Bei einem extremen Gewichtsverlust (meist Körpergewicht unter 40 kg) kann die Periodenblutung bedingt durch eine starke Hormonstörung ausbleiben. Bei Frauen, die Pille einnehmen, wird dieses Alarmzeichen allerdings kaschiert, da durch die exogene Hormonzufuhr eine Entzugsblutung dennoch stattfindet.

Körperliche Folgeschäden sind unter anderem durch das Absinken des Stoffwechsels Müdigkeit, Frieren und Verstopfung.

Besteht das Ausbleiben der Periodeblutung schon längere Zeit, kann es zur Veränderung der Körperbehaarung, zu trockener Haut und brüchigen Haaren kommen. Auf lange Sicht kann sich eine Osteoporose (Verringerung der Knochendichte) einstellen.

Seelische Folgeschäden sind unter anderem ein sozialer Rückzuck verbunden mit depressiven Verstimmungen, manchmal auch selbstverletzenden Handlungen.

Ständiger Kontrollzwang und die Angst vor eigenen Bedürfnissen kann bis hin zum Selbsthass führen.

Dringender Handlungsbedarf für Familienmitglieder oder Freunde besteht, wenn Betroffene apathisch reagieren, mit leiser Stimme sprechen, kraftlos sind und beim kleinsten Konflikt mit Weinen reagieren.

Alarmsignale, die einen Arztbesuch dringend erforderlich machen.

Aber es ist sinnlos Betroffenen gegen ihren Willen zu zwingen, therapeutische Hilfe anzunehmen. Die Betroffenen müssen zunächst selbst zu einer Krankheitseinsicht kommen, was in den meisten Fällen sehr schwierig ist.

Dennoch ist es sinnvoll sich als Angehöriger Rat bei Ärzten und Therapeuten zu holen.

Erste Schritte heraus:

Aufgeben der Verleumdungsstrategien und das Eingeständnis sich selbst gegenüber, krank zu sein.

Medizinische und therapeutische Schritte akzeptieren.

Bulimie nervosa (Ess-Brechsucht)

Mein zweites ich

 

Bulimia nervosa heißt übersetzt nervöser Ochsenhunger und weist auf ein wesentliches Kennzeichen der Erkrankung hin: die Heißhungeranfälle. Den Essattacken, bei denen sehr große Mengen Nahrung in kurzer Zeit verschlungen werden, folgen Brechattacken bis zu 15 täglich.

Es besteht eine krankhafte Angst, dick zu werden bei gleichzeitiger Gier nach Nahrungsmitteln. Betroffene sind häufig normal oder leicht übergewichtig, so dass die Erkrankung lange unerkannt bleibt – im Gegensatz zur Anorexie bei der die Betroffenen durch eine starke Gewichtsreduktion auffallen.

Die Folgen der Bulimie sind nicht so augenfällig wie die der Anorexie und das Umfeld erhält oft erst Jahre nach Ausbruch der Krankheit Kenntnis darüber. Die Bulimie wird oft die heimliche Schwester der Anorexie genannt.

In Deutschland sind ca. 500.000 Mädchen und Frauen im Alter von 15-35 J. erkrankt.

Bei den Essattacken werden riesige Mengen Nahrungsmittel verzehrt (bis zu 10.000 Kalorien täglich). Vergesellschaftet ist die Bulimie häufig mit Stehlen und Betrügen, wodurch diese Massen an Lebensmitteln finanziert werden.

Die Bulimie ist eine äußerst belastende Erkrankung für den Körper. Es findet sowohl eine Verarmung der Elektrolyte im Blut statt (hier vor allem Kalium) als auch Schäden an den Schleimhäuten der Speiseröhre und des Mundes. Auch Zahnschäden sind weit verbreitet.

Historische Berichte über bulimisches Verhalten sind rar. Es ist vor allem ein Symptom der zivilisierten Länder mit ihrem Überflussangebot an Nahrungs- und Genussmitteln. Seit 1980 gilt die Bulimie als eigenständiges Krankheitsbild und ist als solche in der WHO verzeichnet.

Erste Schritte heraus:

Aufgeben der Verleumdungsstrategien und das Eingeständnis sich selbst gegenüber, krank zu sein.

Therapeutische Schritte akzeptieren. Hierzu gehört unter anderem die psychotherapeutische Behandlung, in denen die Patientinnen angeleitet werden offen über ihr Problem zu sprechen und Freunde und Verwandte über die Erkrankung aufzuklären.

Neben der psychotherapeutischen Behandlung nimmt die medikamentöse Behandlung mit serotoninsteigernden Medikamenten einen immer breiteren Raum ein. Diese Medikamente können den Appetit verringern, die Stimmung heben und die innere Ruhe wiederherstellen, bei nur geringen Nebenwirkungen.

Die Kosten für eine Psychotherapie und medikamentöse Behandlung übernimmt auf entsprechenden Antrag in den meisten Fällen die Krankenkasse.

Wichtig ist uns als Ärzten und Therapeuten Betroffenen und Angehörigen zu vermitteln, dass eine Essstörung grundsätzlich eine Erkrankung ist und keine schrecklich peinliche Abnormalität. Wir wollen die Möglichkeit aufzeigen über diese Erkrankung offen zu sprechen, wie man auch über Migräne oder Bauchschmerzen spricht.

Ansprechpartner sind grundsätzlich alle Ärzte in unserem Ärzteverbund.

Die fachgruppenübergreifende Betreuung im Ärzteverbund ermöglicht dabei eine Betrachtung der Erkrankung Essstörung aus vielerlei Perspektiven (durch Kinderärzte, Allgemeinmediziner, Internisten Frauenärzte, Psychotherapeuten und Orthopäden) und hilft ein umfassendes therapeutisches Konzept zu erarbeiten.

 

(Dr. Sabine Mucha - Gynäkologin)


Dr. med. Sabine Mucha

Dr. med. Kathrin Schatton

Agnes von Zombory

Dr. med. Stephanie Bothe

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