"Was bedeutet 'gestörte Sprachentwicklung' bei Kindern?"

Die normale Sprachentwicklung verläuft über viele Jahre. Es lassen sich aber markante "Eckdaten" oder "Meilensteine" in dieser Entwicklung nachweisen; so stellt z.B. bereits das erste Schreien eines Säuglings nach der Geburt den Beginn der Sprachentwicklung dar! Die normale Sprachentwicklung sollte mit etwa 4- 5 Jahren abgeschlossen sein. Das bedeutet, dass ein Kind in der Lage ist, (fast) alle Laute richtig auszusprechen, Sätze mit einfacher Grammatik bilden kann und einem Kind gemäßen Wortschatz besitzt.

Von einer Sprachentwicklungsverzögerung spricht man, wenn der zeitliche Ablauf der normalen Sprachentwicklung verzögert eintritt. In Rahmen einer solchen Entwicklungsverzögerung kann es auch zu Auffälligkeiten in der Aussprache (Stammeln, Dyslalie), im richtigen Erwerb und Gebrauch von grammatikalischen Regeln (Dysgrammatismus) und in einem eingeschränkten Bedeutungswissen (Störung der Semantik) kommen.

Wann und wo sollte ich mein Kind untersuchen lassen?

Stellt sich die Sprachentwicklung nicht bis zu 1,5 Jahren in Form von einfachen Worten ein, ist eine Vorstellung beim Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde mit Weiterbildung in Stimm- und Sprachstörungen oder für Phoniatrie und Pädaudiologie dringend zu empfehlen. Er kann bereits in diesem Alter eine für die Entwicklung bedeutsame Hörstörung ausschließen.

Grundlegend für die gute Sprachentwicklung ist jedoch die familiäre Förderung des Kindes. Bieten Sie ihm möglichst früh Sprache an, indem Sie den Alltag (Kochen, Wickeln etc.) mit den entsprechenden Worten begleiten. Wenden Sie sich hierbei im Gespräch dem Kind zu. Räumen Sie Ihrem Kind ausreichend Zeit in Ihrem Alltag ein, um es erzählen zu lassen, mit ihm zu spielen oder Bilderbücher anzuschauen und Beschreiben zu lassen. Spielen Sie Sprach- oder Gesangsspiele mit Ihrem Kind (s. Literatur). Kinder lieben Reime und Lieder und bekommen nebenbei ein Gefühl für Rhythmus und Melodie. Fördern Sie die Wahrnehmung Ihres Kindes durch Spiele mit Hören und Wiedergeben, Seh- und Fangspiele, Tast- und Erkennspiele, Geruchsspiele sowie Motorikspiele (Feinmototrik durch z.B. Basteln/Puzzel, Grobmotorik durch Klettern und Balancierspiele). Pustespiel mit dem Strohhalm, Federn oder ähnliches, Pfeifen, Schnalzen und Küsschen stärken die Mundmotorik.

All diese Funktionen sind Grundlagen für die Sprachentwicklung Ihres Kindes. Es ist wichtig, das Kind nicht ermahnend zu korrigieren, da so Sprechangst und ein Krankheitsbewusstsein entstehen können. Wichtig ist die korrekte und betonte Wiederholung der falsch ausgesprochenen Wörter und Lob bei richtiger Aussprache.

Ein Kind verbringt die meiste Zeit zu Hause. Daher muss die Förderung auch dort erfolgen. Therapien können nur begleiten und nicht diese Familienfunktion ersetzen.

Literatur zur kindlichen Sprachentwicklung und zu Übungen für Eltern:

Annerose Keilmann. So lernt mein Kind sprechen. Midena-Verlag (Weltbild-Ratgeber-Gruppe) 1998.

Alfred Baur. Bli-bla-blu. Verse und Lieder. Mellinger Verlag 1993.

Brüggebors. So spricht mein Kind richtig. Novalis Verlag 1992

Raimund Pousset. Fingerspiele und andere Kinkerlitzchen. Spiellust mit kleinen Kindern. Rowohlt 1998

 

Praxis Dr. Lehnerdt - Praxis für HNO-Heilkunde, Stimm- und Sprachstörungen


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